Freitag, 26. Juni 2015

Tipps und Tricks zur Kartengestaltung 2


Teil 2 (für den ersten Teil des Beitrags einfach runterscrollen)



Anordnung
Bei der Kartengestaltung eignen sich etwa einfache geometrische Formen als gute Vorlage. Man kann die Elemente selbst vor dem Hintergrund in geometrischer Form anordnen oder auf einer geometrischen Grundform arrangieren und erst dann auf den Hintergrund setzen, um festzulegen, wie der Blick gelenkt wird.
 Ich benutze sehr gerne den »Kreis« als Grundform, oder bei rechteckigen Projekten ensprechend das Oval. Neben zentralen Formen dienen lange, schmale Elemente als Richtungsweiser. Ein Motiv leitet dabei zum nächsten über - zB. von links oben nach rechts, dann nach unten und wieder links hinauf. Es gibt auch die »Zielscheibe« (Hauptelement ganz zentral, der Rest konzentrisch angeordnet), die Sanduhr, das Dreieck ... und das auf der Spitze stehende Dreieck, das wiederum das stilisierte Gesicht zeigt.
Für eine Clean and Simple-Karte ist so eine graphische Grundform eigentlich immer empfehlenswert. Es lassen sich auch zwei gleichstarke Elemente durch einen Schriftzug verbinden wie bei einem H. Eine schräge Teilung ähnlich wie bei einem Wappen ist auch eine von vielen Möglichkeiten.
Bedenken sollte man nur eines: insgesamt muss die Komposition ausgewogen sein, starke Elemente und Farben sollten immer ausgeglichen werden oder sehr zentral stehen. Man stelle sich einfach vor, dass die Einzelteile reales Gewicht besitzen, je mehr, desto größer, zahlreicher und je dunkler sie sind. Überlegt man dann, wie es wäre, die Karte wie ein Serviertablett zu tragen, merkt man schon, wo es unausgewogen ist.
Aber Vorsicht, es genügt nicht, alles streng gleichmäßig mit dem Lineal zu verteilen. Eine Gruppierung von drei oder fünf Streuelementen auf einer kleinen Fläche konzentriert sieht besser aus. Es sei denn natürlich, es soll ein exaktes Muster entstehen.
Für sehr füllige 3D-Karten mit vielen Stanzelementen kann man sich sogar an Floristik- oder Ikebana-Gestecken orientieren. Das richtige Verhältnis von lang zu kurz und groß zu klein zu finden, sowie die entsprechende Farbwahl, ist wieder eine ganz eigene Kunst.

Rahmen / Matte / Passepartout
Im richtigen Rahmen wirkt alles gleich nochmal so schön. Eine kontrastfarbige Umrandung hebt die zentrale Fläche hervor, Ton in Ton wirkt harmonisch und eine aus dem Motiv aufgegriffene Farbe verleiht dem optischen Gesamteindruck Stabilität.
Bei einer Karte einfach das fertig zusammengestellte und colorierte Motiv auf ein passendes Stück leicht überlappenden Tonkarton oder Designpapier aufkleben (Aufleger oder Matte genannt) und dieses am besten noch einmal auf einen etwas größeren Kartenrohling kleben. Dieser Dreiklang wird als besonders harmonisch empfunden. 3D-Pads sorgen bei Bedarf zusätzlich für Abstand und bringen auch Schatten in die Gesamtkomposition.
Das kleine Aquarell ist nur 5,5 x 5,5 cm groß
Je breiter der Rahmen im Verhältnis zum Motiv ist, desto dominanter wirkt die Umrandung, abhängig natürlich auch immer vom Farbton. Aber damit kann man auch tricksen und das Gegenteil erreichen. Durch die entsprechende Farbwahl, lässt sich ein kleines Motiv sogar optisch vergrößern, wenn man die verwendeten Farben aufgreift und so eine Art Guckkasten-Effekt schafft. Der braune Kartenrohling nebenan hat das Format A7 (ein Reststück),
Ist euer Aufleger mit dem Motiv zu groß, um doppelt zu matten, könnt ihr auch einfach einen dünnen Rahmen sauber darauf einzeichnen bzw vorsichtig die Kante des Motivblattes mit dem Stempelkissen einfärben. Das Papier saugt je nachdem ca. einen halben Millimeter der Farbe auf.

extra schief
Der breiteste Bereich eines durch Mattung geschaffenen Rahmens sollte übrigens unten liegen. Ideal ist es, wenn beide seitlichen Ränder und die obere Kante gleich breit sind und der untere Teil um ca. 30 - 50 % breiter ausfällt. Beispielsweise wie bei einem Polaroid-Rahmen.
Durch Rahmen oder Matte geschaffenen Linien müssen auch nicht immer parallel sein. Ruhig auch mit leicht gekippten Formen experimentieren. Möchte man die strenge Umrandung auflockern, kann man ein Element pfiffig über den Rand ragen lassen - z.B. eine Feder, eine einzelne Blume oder einen Haarzopf. 



Und nach der ganzen Theorie noch ein wenig Praxis:

Zeichnerische Trickkiste
Für Motive, die über reines Stempeln oder die Arbeit mit Schablonen hinausgehen: Bleistift von Vorskizzen usw. immer gründlich wegradieren - er arbeitet sich im Laufe der Zeit auch unter deckender Wasserfarben hervor und ist andererseits auch unter dem wässrigsten Aquarell, einmal übermalt, schwer wieder zu entfernen. Nur einen sehr weichen Radierer und Bleistift (Härtegrad B) verwenden und nicht zu feste aufdrücken - Furchen im Papier sieht man immer noch.
Eine dünne Linie wirkt leicht krakelig. Besser, man greift zu einem dickeren Stift, der einen gleichmäßigeren Strich hat.
Und noch ein Hinweis, den ich einem Mathematiklehrer verdanke:
Bögen und Kreise immer so zeichnen, dass sie der Biegung der Hand folgen und von außen nach innen und von oben nach unten laufen. Den Stift ziehen, niemals schieben.

 Auch wenn dies kein Tutorial zum einfachen Nachbasteln einer Vorlage ist, hoffe ich, es hat Spaß gemacht und vielleicht sogar ein wenig vermittelt.  Das würde mich jedenfalls freuen.
Und ganz wichtig: Trotz einiger Grundregeln existieren eine Unmenge Varianten, so dass für jeden Geschmack und jeden Anlass eine gestalterische Lösung gefunden werden kann.