Donnerstag, 21. Mai 2015

Tipps und Tricks zur Grußkartengestaltung

Teil 1

Einleitung
Bei der Gestaltung von Karten und Layouts gelten ungeschriebene Grundregeln.
Viele Menschen folgen ohnehin ihrem angeborenen oder erlernten Gespür für die Anordnung von Elementen. Trotzdem ist es nie verkehrt, sich gestalterische Grundlagen bewusst zu machen. Wie jede Regel und jedes Gesetz, kann man sie um einer bestimmte Wirkung willen beugen oder brechen. Alles, was ich hier zusammentrage, stammt aus dem Kunstunterricht oder aus entsprechender Literatur, bzw. ich habe es in der Praxis ausgetestet und von und mit anderen Kreativen erlernt.
Nicht alles ist logisch nachvollziehbar, sondern mitunter ein reiner Erfahrungswert. Oft sind es Kleinigkeiten, die ungemein viel Wirkung erzielen.

Erste Schritte
Vorab sollte man entscheiden, welchen Stil bzw. welche Aussage und welches Format die Karte grundsätzlich haben soll und Materialien entsprechend auswählen. Dabei muss man nicht nur in einem Bereich bleiben. Ein niedliches Motiv und ein nüchterner Schriftzug können sich gegenseitig verstärken oder hemmen. Einfach mal die Wirkung ausprobieren.
Es ist optimal, wenn man Form und Größe der Karte auf das Motiv abstimmt. Ein großes rundes Motiv sieht etwa sehr schön in einem quadratischen Format aus, ein langes schmales dagegen, passt gut zu rechteckigen Grundformen.
Fehlt der entsprechende Anlass, greife ich für meinen Teil mir manchmal auch nur einige Papierreste, vorab gestaltete Hintergründe oder Stempelabdrücke etc, um daraus noch 'etwas' zu machen. Dann bestimmt das vorliegende Material den Stil. Im vorliegenden Beispiel mit zwei Stanzresten habe ich mich ganz absichtlich beschränkt.

(Man kann Wolke und Vulkan als zwei getrennte Elemente oder als eines ansehen. Ergänzen würde ich die Karte höchstens mit einem Schriftzug mittig oben.)















 Meine Karten enthalten in der Regel drei Elemente: den Hintergrund, das Motiv und die Aussage.

  Der Hintergrund gibt dem Bild Tiefe und sollte gegen den Rest zurücktreten.
  Das Motiv ist der Blickfang und stützt die Aussage. Bilder sagen mehr als Worte.
  Die Aussage wird nochmal von einem Schriftzug zusammengefasst.
  Diese drei Teile sollten miteinander in Beziehung stehen, unabhängig davon, ob sie sich auf einem Blatt oder auf verschiedenen Bildebenen befinden. Ich habe auch schon Karten gemacht, bei denen der Hintergrund der Star war, oder die ganz ohne Schriftstempel auskamen. Erste Regel: keine Regel ohne Ausnahme.

(Gesprenkelter Hintergrund; Motiv des Schlosses in Rahmen, der die Basisfarbe der Karte aufgreift; Schriftzug, der die Farbe der Sprenkel bzw des Rahmens aufgreift.)

Farbe
Nicht zu viele Farben wählen und wenn möglich in einem Schema bleiben (Pastell oder Neon oder Naturtöne etc.). Etwa drei Farben nebeneinander bei einem Projekt sind für das Auge gefällig, danach wird es schnell zu bunt und unübersichtlich. Das Gleiche gilt auch für Abstufungen der gleichen Farbe, wobei Schwarz bzw. Weiß so neutral sind, dass sie immer zusätzlich gehen, und auch Metalltöne (Gold, Silber, Kupfer, Bronze) meiner Erfahrung nach häufig ausgleichend wirken. Ein helles Grau oder Beige als Grundfarbe ist oft auch hinreichend neutral. Als Gegenbeispiel darf es bei einer Kinderkarte oder einem Thema wie Zirkus selbstverständlich ruhig bunter zugehen. Dann aber richtig!
Wer sich weitergehend mit Farben und ihren Wirkungen beschäftigen will, dem rate ich zur Recherche zu den Themen Farbkreis, Primär-/Sekundär-Farben, kalte und warme Farben. Infos findet man z.B. in den meisten Ratgebern zu Malerei (oder Renovierung).



(3 Farben: Violett, Grün und Braun. Streng genommen kommt noch das Gelb der Schürze hinzu, aber das Sonnengelb wird in den Goldekzenten aufgegriffen, steckt auch im Braun und ist daher mehrfach vorhanden. Mehrfach vorhandene Elemente bewirken eine positive Verstärkung.)


Aufbau
Gute Hinweise zu gestalterischen Grundlagen findet man beispielsweise in Büchern über Fotographie oder Kunst. Hilfreich ist auch das bewusste Betrachten von Buch- oder Filmcovern. Man kann sich dort auch zu Themen wie Fluchtpunkt, Perspektive und dem »Goldenen Schnitt« informieren. Allerdings ist so manches fototechnische »No go« (etwa Menschen vor Verkehrsschildern oder Bäumen zu fotografieren, so dass es aussieht, als würden diese aus dem Kopf herauswachsen) in künstlerischer Hinsicht eine nette Inspiration.

Hier ein paar sonstige theoretische 'Basics'.
Es empfiehlt sich, stets eine ungerade Anzahl Elemente auf der Karte zu platzieren, das ist für das menschliche Auge gefälliger.
Am Rand angeschnittene oder sich überlappende Motive machen ein Bild ›spannend‹ und verleihen ihm Tiefe. Wiederholung/Spiegelung des gleichen Motivs verstärkt.
Ein angedeuteter Schatten bringt einen Tiefeneffekt.



Das menschliche Auge reagiert übrigens instinktiv auf alles, was einem Gesicht ähnelt. Auch auf eine Ansammlung von Punkten und Strichen, selbst wenn diese verkehrt gelagert sind :-) Zwei horizontale Punkte auf einer Ebene werden dabei leicht als »Augen« identifiziert. Findet man darunter noch einen Strich, vervollständigt das Gehirn die Flächen zu einem rudimentären Gesicht. Werbelogos machen sich das häufig zunutze.

Im westlichen Kulturkreis wird außerdem von links nach rechts und von oben nach unten gelesen. Ein Bild betrachten wir daher unwillkürlich aus dieser Richtung. Elemente, die zuerst ins Auge springen sollen, platziert man daher am ehsten links oben. Das gilt übrigens auch wieder für Layout, Werbung oder Webdesign - achtet einfach mal darauf.

Weiter geht es demnächst in Teil zwei.