Teil 2 (für den ersten Teil des Beitrags einfach runterscrollen)
Anordnung
Bei
der Kartengestaltung eignen sich etwa einfache geometrische Formen als
gute Vorlage. Man kann die Elemente selbst vor dem Hintergrund in
geometrischer Form anordnen oder auf einer geometrischen Grundform
arrangieren und erst dann auf den Hintergrund setzen, um festzulegen,
wie der Blick gelenkt wird.
Ich
benutze sehr gerne den »Kreis« als Grundform, oder bei rechteckigen
Projekten ensprechend das Oval. Neben zentralen Formen dienen lange,
schmale Elemente als Richtungsweiser. Ein Motiv leitet dabei zum
nächsten über - zB. von links oben nach rechts, dann nach unten und
wieder links hinauf. Es gibt auch die »Zielscheibe« (Hauptelement
ganz zentral, der Rest konzentrisch angeordnet), die Sanduhr, das
Dreieck ... und das auf der Spitze stehende Dreieck, das wiederum das
stilisierte Gesicht zeigt.
Für
eine Clean and Simple-Karte ist so eine graphische Grundform
eigentlich immer empfehlenswert. Es lassen sich auch zwei
gleichstarke Elemente durch einen Schriftzug verbinden wie bei einem
H. Eine schräge Teilung ähnlich wie bei einem Wappen ist auch eine
von vielen Möglichkeiten.
Bedenken
sollte man nur eines: insgesamt muss die Komposition ausgewogen sein,
starke Elemente und Farben sollten immer ausgeglichen werden oder
sehr zentral stehen. Man stelle sich einfach vor, dass die
Einzelteile reales Gewicht besitzen, je mehr, desto größer,
zahlreicher und je dunkler sie sind. Überlegt man dann, wie es wäre,
die Karte wie ein Serviertablett zu tragen, merkt man schon, wo es
unausgewogen ist.
Aber
Vorsicht, es genügt nicht, alles streng gleichmäßig mit dem
Lineal zu verteilen. Eine Gruppierung von drei oder fünf
Streuelementen auf einer kleinen Fläche konzentriert sieht besser
aus. Es sei denn natürlich, es soll ein exaktes Muster entstehen.
Für
sehr füllige 3D-Karten mit vielen Stanzelementen kann man sich
sogar an Floristik- oder Ikebana-Gestecken orientieren. Das richtige
Verhältnis von lang zu kurz und groß zu klein zu finden, sowie die
entsprechende Farbwahl, ist wieder eine ganz eigene Kunst.
Rahmen
/ Matte / Passepartout
Im
richtigen Rahmen wirkt alles gleich nochmal so schön. Eine
kontrastfarbige Umrandung hebt die zentrale Fläche hervor, Ton in
Ton wirkt harmonisch und eine aus dem Motiv aufgegriffene Farbe
verleiht dem optischen Gesamteindruck Stabilität.
Bei
einer Karte einfach das fertig zusammengestellte und colorierte Motiv
auf ein passendes Stück leicht überlappenden Tonkarton oder
Designpapier aufkleben (Aufleger oder Matte genannt) und dieses am
besten noch einmal auf einen etwas größeren Kartenrohling kleben.
Dieser Dreiklang wird als besonders harmonisch empfunden. 3D-Pads sorgen bei Bedarf zusätzlich für Abstand und bringen auch
Schatten in die Gesamtkomposition.
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Das kleine Aquarell ist nur 5,5 x 5,5 cm groß |
Je
breiter der Rahmen im Verhältnis zum Motiv ist, desto dominanter
wirkt die Umrandung, abhängig natürlich auch immer vom Farbton. Aber damit kann man auch tricksen und das Gegenteil erreichen. Durch die entsprechende Farbwahl, lässt sich ein kleines Motiv sogar optisch vergrößern, wenn man die verwendeten Farben aufgreift und so eine Art Guckkasten-Effekt schafft. Der braune Kartenrohling nebenan hat das Format A7 (ein Reststück),
Ist euer Aufleger mit dem Motiv zu groß, um doppelt zu matten, könnt ihr auch einfach einen dünnen Rahmen sauber darauf einzeichnen bzw vorsichtig die Kante des Motivblattes mit dem Stempelkissen einfärben. Das Papier saugt je nachdem ca. einen halben Millimeter der Farbe auf.
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extra schief |
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Der breiteste Bereich eines durch Mattung geschaffenen Rahmens sollte übrigens unten liegen. Ideal ist es, wenn beide seitlichen Ränder und die obere Kante gleich breit sind und der untere Teil um ca. 30 - 50 % breiter ausfällt. Beispielsweise wie bei einem Polaroid-Rahmen.
Durch Rahmen oder Matte geschaffenen Linien müssen auch nicht immer parallel sein. Ruhig auch mit leicht gekippten Formen experimentieren. Möchte
man die strenge Umrandung auflockern, kann man ein Element pfiffig
über den Rand ragen lassen - z.B. eine Feder, eine einzelne Blume
oder einen Haarzopf.
Und
nach der ganzen Theorie noch ein wenig Praxis:
Zeichnerische
Trickkiste
Für
Motive, die über reines Stempeln oder die Arbeit mit Schablonen
hinausgehen: Bleistift von Vorskizzen usw. immer gründlich
wegradieren - er arbeitet sich im Laufe der Zeit auch unter deckender
Wasserfarben hervor und ist andererseits auch unter dem wässrigsten
Aquarell, einmal übermalt, schwer wieder zu entfernen. Nur einen
sehr weichen Radierer und Bleistift (Härtegrad B) verwenden und
nicht zu feste aufdrücken - Furchen im Papier sieht man immer noch.
Eine
dünne Linie wirkt leicht krakelig. Besser, man greift zu einem
dickeren Stift, der einen gleichmäßigeren Strich hat.
Und
noch ein Hinweis, den ich einem Mathematiklehrer verdanke:
Bögen
und Kreise immer so zeichnen, dass sie der Biegung der Hand folgen
und von außen nach innen und von oben nach unten laufen. Den Stift
ziehen, niemals schieben.
Auch wenn dies kein Tutorial zum einfachen Nachbasteln einer Vorlage ist, hoffe ich, es hat Spaß gemacht und vielleicht sogar ein wenig vermittelt. Das würde mich jedenfalls freuen.
Und ganz wichtig: Trotz
einiger Grundregeln existieren eine Unmenge Varianten, so dass
für jeden Geschmack und jeden Anlass eine gestalterische Lösung
gefunden werden kann.